Mehrfachbewerbung: Kann ich zwei Bewerbungen an das gleiche Unternehmen schicken?

Wer auf der Jobsuche ist, mag die Situation kennen: Eine Stelle lockt – eine andere tut es auch, nur: Sie wurde vom gleichen Arbeitgeber ausgeschrieben. Was tun? Kann ich mich auf zwei Arbeitsplätze bei einem und demselben Arbeitgeber bewerben?


Die Antwort ist eindeutig: Ja, wenn Sie bestimmte Regeln beachten!


Am wichtigsten ist, dass Sie für beide Stellen wirklich der oder die Richtige sind, also in beiden Fällen Ihr Qualifikationsprofil tatsächlich zum Suchprofil passt. Andernfalls wirkt Ihre Bewerbung beliebig, im worst case verzweifelt.


Für beide Bewerbungen sollten Sie also ein Bewerbungsanschreiben verfassen, dass Ihre Vorzüge konkret (statt abstrakt) herausstellt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit müssen Sie in der besagten Situation auch Ihren Lebenslauf anpassen – Vorsicht: Das meint nicht, dass Sie diesen „manipulieren“. Es meint vielmehr, dass Sie schauen, welche Ihrer Qualifikationen und CV-Stationen zur jeweiligen Stelle passen. Bspw. brauchen Sie gewiss nicht jede einzelne Fortbildung für beide (!) Stellen aufzählen. Und wenn Sie als Arbeitnehmer (m/w) wirklich zu beiden Jobs passen, dann werden Sie absehbar auch in beiden Lebensläufen den Teil mit den bisherigen Arbeit- und/oder Auftraggebern (bei selbstständigen Tätigkeiten) anpassen können.


Wenn es Ihnen schwerfällt, hier eine Selektion zu treffen, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass es wenigstens mit einer der beiden ausgeschriebenen Positionen ggf. doch nicht so passt, wie Sie zunächst annahmen.
Beide Bewerbungen sollten also passgenau sein und sich konkret auf die einzelne Position beziehen.


Außerdem sollten Sie nicht mehr als zwei Bewerbungen an das gleiche Unternehmen richten. Da auch Ihre Lebens-Tage stets nur 24 h hatten, ist es unwahrscheinlich, dass Sie bei drei oder gar mehr Bewerbungen wirklich noch zu dem passen, auf das Sie sich bewerben. Sie müssten dann ja drei oder mehr Berufsleben geführt haben, in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten.
Damit nicht genug: Wie wollen Sie glaubhaft machen, dass gleich drei oder vier Jobs beim gleichen Arbeitgeber Ihre Traumjobs sind?


Falls sich ein Vorstellungsgespräch ergibt, sollten Sie offenlegen, dass Sie noch ein „zweites Eisen im Feuer haben“. Das ist allemal besser, als wenn genau dies dem Personalverantwortlichen (m/w) zufällig zu Ohren kommt.

Bitte recht konkret: Wie Sie Soft Skills im Bewerbungsanschreiben erfolgreich darstellen

Viele Bewerber machen den Fehler, ihre Soft skills im Bewerbungsanschreiben abstrakt aufzulisten. Das langweilt den Personalverantwortlichen und macht Ihr Anschreiben austauschbar.

“Ich bin teamfähig, kommunikativ, flexibel, organisationsstark, konfliktfähig …” Viele Bewerber, die mir als Berufsberater in Berlin begegnen, listen solche Adjektive einfach geballt in ihrem Bewerbungsanschreiben auf, oftmals spiegelbildlich zu den in der Stellenanzeige gelisteten Anforderungen.

Stellen Sie sich an dieser Stelle bitte einmal den typischen Recruiter, also Empfänger Ihrer Bewerbungsmappe vor. Dieser erhält täglich eine Vielzahl an braunen Umschlägen bzw. E-Mail-Bewerbungen mit PDF-Anhang, in denen sich solche beliebigen, austauschbaren Adjektiv-Aufzählungen befinden. Was glauben Sie: Wie groß ist die Chance, dass Sie sich von der Masse Ihrer Mitbewerber abheben, wenn auch Sie schlicht gut klingende Adjektive über Ihr Anschreiben verteilen?

Wichtiger noch: Was schätzen Sie, wie glaubwürdig solche abstrakten Selbst-Zuschreibungen positiver Arbeitnehmer-Eigenschaften sind?

Konkret statt abstrakt: Soft Skills im Anschreiben – bitte mit Beispiel!

Es ist so, wie auch sonst im Leben: Authentizität erreichen Sie durch Konkretheit, nicht durch Allgemeinheit und Abstraktion. Überzeugen Sie den Personaler, indem Sie für die Stelle relevante Schlüsselqualifikationen am konkreten Beispiel mit Leben füllen.

Vergleichen Sie einmal folgende Formulierungen eines Bewerbungsanschreibens:

1.) “Ich bin teamfähig.”

2.) “Meine Teamfähigkeit habe ich im Rahmen diverser Vertretungen in anderen Filialen unserer Bäckereikette unter Beweis gestellt (alternativ: … bei Arbeitgeberwechseln im Rahmen eines Zeitarbeits-Arbeitsvertrags). Dabei musste ich mich immer wieder in neue Teams integrieren.”

Hand aufs Herz – und mit einem Perspektivwechsel hin zu Ihrem “Bewerbungs-Kunden”, dem Personalverantwortlichen: Welche Variante finden Sie überzeugender?

Zielgruppenkurzbewerbungen – wie Sie mit einer Bewerbung viele Treffer landen

Zielgruppenkurzbewerbungen erlauben es Ihnen, mit einer Bewerbung viele Arbeitgeber zu erreichen – ohne, dass Ihr Anschreiben wie “von der Stange” wirkt.

Eine besondere Form von Initiativbewerbungen, die ich Coachees in meiner Berufsberatung in Berlin immer wieder gern empfehle, sind so genannte Zielgruppenkurzbewerbungen. Sie folgen dem Leitmotiv “Masse mit Klasse”.

Motto der Zielgruppenkurzbewerbung: Masse mit Klasse!

Wer sich nur auf ausgeschriebene Stellen bewirbt, konkurriert mit vielen anderen Kandidat*innen. Vor diesem Hintergrund sind Zielgruppenkurzbewerbungen, wie alle Initiativbewerbungen, ein gutes Instrument, um den verdeckten Stellenmarkt zu erschließen.

Selbst klassische Initiativbewerbungen richten sich jedoch meist an eine Auswahl favorisierter, oft größerer bzw. bekannterer Firmen. Erfolg versprechender ist der Ansatz der Zielgruppenkurzbewerbung. Für diese erarbeiten Sie zuerst eine Zielposition (Job) und eine Zielgruppe, beispielsweise die Arbeitgeber*innen einer regionalen Branche.

Da Zielgruppenkurzbewerbungen weder umfangreich noch aufwendig sind, lassen sie sich in großer Zahl verschicken. Eine Zielgruppenkurzbewerbung umfasst zwei Seiten, und zwar ein Anschreiben und ein berufliches Kurzprofil.

Das Anschreiben enthält statt der Betreffzeile „Bewerbung als …“ eine bis zu vierzeilige Headline – was auch angesichts des Anschreiben-Leitprinzips „konkret statt abstrakt“ empfehlenswert ist: Ein „Bewerbung als…“-Betreff ist redundant, da ja die gesamte Kandidat*innenenmappe eine Bewerbung um etwas darstellt.


Beispiel: kreative Betreffzeile im Bewerbungsanschreiben

“Ihre Ausschreibung für einen Recruiter – kommunikatives Administrationstalent mit Freude an Lebensläufen und am Talente-Entdecken unterstützt Sie gern”

Ein Foto und Zeugnisse fügt man zunächst nicht bei: Deshalb weist der Abschlusssatz darauf hin, bei Interesse eine komplette Bewerbungsmappe anzufordern oder direkt zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.


Beispiel Zielgruppenkurzbewerbung: Zielposition (Job) und Zielgruppe (potenzielle*r Arbeitgeber*in) einer Zielgruppenkurzbewerbung

Zielposition: Maschinenführer

Zielgruppe: regionale Schichtbetriebe der Produktion

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