Wie der Jobstart als Quereinsteiger gelingt

Architekten, die Mathematik oder Anlagentechnik an Berufsschulen unterrichten, oder Geisteswissenschaftler, die mit Magisterabschluss ins Grundschullehramt wechseln: Beispiele von Quereinsteigern ins Lehramt unterschiedlicher Schultypen finden oft ihren Weg in die Medien. Dabei ist das Phänomen längst branchenübergreifend geworden, gerade in Zeiten des Fachkräftemangels: Allein in meinem Bekanntenkreis sind in den vergangenen Jahren mehrere Personen mit abgeschlossener kaufmännischer Büroausbildung in die Verwaltung des Öffentlichen Dienstes gewechselt.

Bruch im Lebenslauf – bitte mit Begründung

Doch für die Augen des Personalverantwortlichen, der den Lebenslauf liest, will der Bruch im Lebenslauf begründet sein – denn auch hier gilt: Zentral ist es, eine überzeugende Antwort darauf zu finden, warum man genau der oder die Richtige für eine ausgeschriebene Stelle ist. Dies gilt umso mehr bei Bewerbern, die ihren ursprünglichen Arbeitsbereich bzw. ihre ursprüngliche Branche verlassen.

Eine Reihe von Fragen sollten sich Kandidaten, die sich im Quereinstieg bewerben, bereits vor dem Abfassen ihrer Bewerbungsunterlagen und sowieso vor einem evtl. Vorstellungsgespräch konkret und überzeugend beantworten. Diese Fragen zählen im Übrigen auch für „reguläre“ Bewerbungen – bei Quereinsteigern jedoch wird ganz besonders auf die entsprechenden Antworten geachtet:

  • Warum sind genau Sie (Ergänzung in Gedanken: als Quereinsteiger) der/die Richtige für den Job bzw. unser Unternehmen?
  • Motivation: Warum bewerben Sie sich bei uns?
  • Welche Praxiserfahrungen bringen Sie mit, die zur neuen Stelle passen? … die ein Gewinn für uns sind?
  • Welche fachlichen Fähigkeiten aus dem alten Job passen gut zum neuen Job?

Persönliche Lernfähigkeit betonen

Ähnlich wichtig wie im Vorfeld reflektierte Antworten auf diese Fragen ist es, in der eigenen Berufsbiografie Stationen zu identifizieren, in denen man Neues lernen musste, um seine Aufgaben zu bewältigen. Diese sollte man dann konkret (statt abstrakt) und durchaus auch ungefragt (!) in einem Vorstellungsgespräch einbringen. Das belegt die persönliche Lernbereitschaft und -fähigkeit glaubhaft – eine Fähigkeit, die absehbar auch in einer per Quereinstieg erreichten Position wichtig wird.

Quereinstieg aus der Selbstständigkeit oder privater Leidenschaft heraus: Erfahrungen übertragen

Wer den Wechsel aus der Selbstständigkeit in die Angestellten-Welt plant, sollte sich ebenfalls Gedanken dazu machen, welche seiner Skills aus dem „alten Leben“ zum neuen passen. In meiner Berufsberatung in Berlin unterstütze ich Beratungskunden u. a. dabei.

Beispiel 1:

Wer langjährig als Honorar-Coach in Bereichen wie Berufsorientierung, Bewerbungs- oder Soft Skill-Training tätig war, kann sich mit guter Erfolgsaussicht und aktualisierter Bewerbungsstrategie (sowie ebensolchen Unterlagen) auf feste Stellen etwa im Jobcoaching, in der Personalvermittlung oder -entwicklung bewerben – und dies auch ohne zusätzliche Fortbildung im Vorfeld, sofern die besagten beruflichen Erfahrungen aktuell und über Referenzen (Tätigkeitsnachweise) von Auftraggebern belegbar sind.

Beispiel 2: Wer langjährig leidenschaftlich und professionell wandert, vielleicht auch in einem entsprechenden verein Mitglied ist und über einschlägige Produktkenntnisse von Blasen-Salben bis Wander-Socken verfügt, der kann sich für die Verkaufsberatung in Fachgeschäfte für Outdoor– bzw. Trekking-Bedarf ins (Vorstellungs-)gespräch bringen.

Zielgruppenkurzbewerbungen – wie Sie mit einer Bewerbung viele Treffer landen

Zielgruppenkurzbewerbungen erlauben es Ihnen, mit einer Bewerbung viele Arbeitgeber zu erreichen – ohne, dass Ihr Anschreiben wie “von der Stange” wirkt.

Eine besondere Form von Initiativbewerbungen, die ich Coachees in meiner Berufsberatung in Berlin immer wieder gern empfehle, sind so genannte Zielgruppenkurzbewerbungen. Sie folgen dem Leitmotiv “Masse mit Klasse”.

Motto der Zielgruppenkurzbewerbung: Masse mit Klasse!

Wer sich nur auf ausgeschriebene Stellen bewirbt, konkurriert mit vielen anderen Kandidat*innen. Vor diesem Hintergrund sind Zielgruppenkurzbewerbungen, wie alle Initiativbewerbungen, ein gutes Instrument, um den verdeckten Stellenmarkt zu erschließen.

Selbst klassische Initiativbewerbungen richten sich jedoch meist an eine Auswahl favorisierter, oft größerer bzw. bekannterer Firmen. Erfolg versprechender ist der Ansatz der Zielgruppenkurzbewerbung. Für diese erarbeiten Sie zuerst eine Zielposition (Job) und eine Zielgruppe, beispielsweise die Arbeitgeber*innen einer regionalen Branche.

Da Zielgruppenkurzbewerbungen weder umfangreich noch aufwendig sind, lassen sie sich in großer Zahl verschicken. Eine Zielgruppenkurzbewerbung umfasst zwei Seiten, und zwar ein Anschreiben und ein berufliches Kurzprofil.

Das Anschreiben enthält statt der Betreffzeile „Bewerbung als …“ eine bis zu vierzeilige Headline – was auch angesichts des Anschreiben-Leitprinzips „konkret statt abstrakt“ empfehlenswert ist: Ein „Bewerbung als…“-Betreff ist redundant, da ja die gesamte Kandidat*innenenmappe eine Bewerbung um etwas darstellt.


Beispiel: kreative Betreffzeile im Bewerbungsanschreiben

“Ihre Ausschreibung für einen Recruiter – kommunikatives Administrationstalent mit Freude an Lebensläufen und am Talente-Entdecken unterstützt Sie gern”

Ein Foto und Zeugnisse fügt man zunächst nicht bei: Deshalb weist der Abschlusssatz darauf hin, bei Interesse eine komplette Bewerbungsmappe anzufordern oder direkt zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen.


Beispiel Zielgruppenkurzbewerbung: Zielposition (Job) und Zielgruppe (potenzielle*r Arbeitgeber*in) einer Zielgruppenkurzbewerbung

Zielposition: Maschinenführer

Zielgruppe: regionale Schichtbetriebe der Produktion

Lesen Sie auch: “Bitte recht konkret: Wie Sie Soft Skills im Bewerbungsanschreiben erfolgreich darstellen.”